Interview mit Timo Heuer

Timo Heuer ist der erste, den ich interviewe! Ich hoffe die Plauderei über das Bloggen, Web 2.0 etc. interessiert euch!

Yannick: Hallo Timo, danke das du Zeit für dieses Interview hast!

Timo Heuer: Natürlich.

Yannick: Eine Frage die ich mir immer stelle ist, wie die Leute zum Bloggen gekommen sind – irgendetwas muss ja der Auslöser gewesen sein. Wie war das bei dir?

Timo Heuer: Es war Dezember 2005, als ich mit einem Schulfreund eine Art Internetportal plante. Der Name Exalo basierte auf einem fiktiven Namen für eine Suchmaschine, den ich schon 2004 erfand. Damals begann ich, mit mit Blogs und so weiter zu beschäftigen. Ich gehe heute fest davon aus, dass ich damals auch das Bloggen begann, als eine Art „Corporate Blog“, den wir Entwicklerblog nannten. Mein erster privater Weblog war heuer.wordpress.com, den ich seit April 2006 betreibe und in verschiedenen Sprachen, sprich Deutsch und Englisch, führte.

Yannick: 2004 – du bist schon somit schon recht lange im Internet aktiv, heute bist du 15! Ist dir das Medium Internet wichtiger als beispielsweise das Fernsehen?

Timo Heuer: Definitiv. Ich bekomme so circa 90 Prozent aller Informationen online. Und ich bin auch der Meinung, dass das Internet das Fernsehen ablösen wird auf kurz oder lang. Man sehe sich nur die Entwicklungen um Joost an.
Im Internet aktiv bin ich übrigens schon länger. Ausgedruckte Sachen (Forenbeiträge, Homepages, …) gibt es schon von 2003.

Yannick: Interessant. Gerade das „neue“ Web scheint dich zu interessieren, da man auf deinem Blog eine Extra-Seite mit „Web 2.0 Profilen“ findet. Ist das Web 2.0 deiner Meinung nach eine wirkliche Neuerung, oder nur ein Hype?

Timo Heuer: Das eigentliche Web 2.0 ist schon eine Neuerung, doch fabrizieren die PR-Firmen daraus leider einen Hype. Aber die Kernaussagen des Web 2.0 sind kein Hype: Nutzung des Webs als Plattform, kollektive Intelligenz, Long Tail, …

Yannick Eckl: Womit wir auch schon bei einem spannenden Thema wären: Die Readers Edition ist für mich beispielsweise eine „Web 2.0 Plattform“ – normale User werden zu Schreiberlingen, eine eigentlich nette Idee, ich war selber dort. Auf deinem Blog liest man jedoch viel schlechtes über die RE – könntest du kurz erläutern was dort vorgefallen ist?

Timo Heuer: Ich war anfangs sehr begeistert von der Readers Edition. Doch diese Begeisterung nahm immer mehr ab, nicht zuletzt nachdem ich die Machenschaften dort verstand. Den Moderatoren, die meiner Meinung nach gute Arbeit leisteten wurden von der einen Sekunde auf die andere in einer nicht hinnehmbaren Form „gekündigt“ (mir liegt die Mail vor). [Zitate darauf gibt es hier: http://www.timoheuer.com/2007/01/30/ihr-faulen-taugenichtse/]. Damals war ich schwer enttäuscht von der Readers Edition. Damals kündigte ich meinen Ausstieg dort an, da ich einem solchen Projekt nicht weiter mit Beiträgen helfen wollte.
Und auch mein guter Freund Alexander hatte immer wieder Probleme und kleine Streitereien mit den Leuten dort. Beiträge von ihm wurden einfach „redigiert“. Doch das Verständnis des Wortes „Redigieren“ sollte man der Readers Edition einmal erklären. Sie verstehen darunter das Verändern und fast schon Entstellen von Einsendungen. Ein Moderator hat sogar einen Artikel weitergeschrieben und um einige Absätze / einen Absatz, genau weiß ich es nicht mehr, ergänzt, da er „das Thema spannend“ fand.

Yannick: Das ist natürlich nicht das, was man von einem solchen Dienst erwartet. Aber das Konzept an sich findest du, genau wie ich, nicht schlecht? Oder gibt es da noch Verbesserungsvorschläge?

Timo Heuer: Das Konzept an sich ist gut, doch ich fand eine Anmerkung von Felix Schwenzel, wohl besser bekant als ix, sehr gut. Dieser sagte in der Blogsprechstunde, die Readers Edition müsse einen Anreiz bieten, denn es wäre ja in fünf Minuten getan, selbst einen Blog zu erstellen.
Das tut die Readers Edition wohl auch [http://www.timoheuer.com/2007/03/03/readers-edition-verteilt-geld/], wobei man das auch, wie ich, als Mittel sehen kann, mit der die Readers Edition versucht, Artikelschreiber bei sich zu halten, denn nach meinen Informationen sind nicht wirklich viele Schreiber (mehr) aktiv.

Yannick: Das ist wahr, kann ich bestätigen. Doch das soll hier kein Interview werden, welches sich nur auf die Readers Edition bezieht. Du sagtest aber trotzdem richtig: Es dauert 5 Minuten, dann hat man sein eigenes Blog. Ist das positiv oder negativ zu bewerten? Denn so kann wirklich jeder bloggen – oft sinnentleerte Artikel sind die Folge.

Timo Heuer: Ich finde es gut, wenn viele Leute bloggen. Früher fand ich es schlecht, ich habe aber meine Meinung geändert.
Die meisten werden aber wohl sowieso nach kurzer Zeit keine Lust mehr haben, so war es in meinem Freundeskreis auch. Begründung: Zu wenig Leser. Das hat mich nie abgehalten…

Yannick: Richtig. Doch gerade neue Blogs werden oft als C- oder Katzenblogs abgestempelt. Wer kennt sie nicht, diese Einordnung in A,B,C-Blogger. Findest du das richtig? Gibts da einen Sinn?

Timo Heuer: Naja. Meist sind kleine Blogs lesenswerter als große.
Die Einordnung nach A-, B- und C-Blogs find ich eher sinnlos, da sie wahrscheinlich von A-Bloggern erfunden wurde. Oh, nun benutze ich den Ausdruck selbst. Naja, manchmal kommt man einfach nicht umhin, den zu benutzen. Um es genau zu sagen: Bin mir nicht sicher, was ich darüber denke soll. Sachen à la „Du hast nichts zu melden, du bist ein C-Blogger“, sind nicht richtig aber manchmal kann die Anwendung auch gut sein, wobei mir da so auf die Schnelle kein Beispiel einfällt…

Yannick: Wurdest du schon mal als C-Blogger „niedergemacht“?

Timo Heuer: Nein.

Yannick: Klare Antwort. Die sogenannte Blogosphäre ist ein weiteres kleines Blogkapitel – viele Forschungen zeigen, dass die deutsche Blogosphäre international nicht mithalten kann. Z.b. mit den USA, oder mit Frankreich. Denkst du, dass es dafür eine Erklärung gibt?

Timo Heuer: Viele sagen, es wäre die Zurückhaltung der Deutschen, die es gewohnt seien, ihre eigene Meinung nicht frei zu sagen. Vielleicht aus Angst, ihr Chef oder sonstwer könnte mitlesen. Außer dieser habe ich keine gute Erklärung.

Yannick: Andere sagen, es wäre so, dass die Deutschen mit dem Medium Web 2.0 noch nicht soviel anfangen können – so erlebe ich es auch. Viele meiner Freunde wussten bis dato nicht was ein Blog ist. Eventuell bedarf es da öffentlicher Aufklärung?

Timo Heuer: Naja. Ich glaube schon, dass das Web 2.0 und seine Nachfolger unser Leben sehr stark bestimmen werden, aber generelle Aufklärung finde ich übertrieben. Ein Achtzigjähriger braucht nichts mit dem Begriff anfangen zu können.
Aber ich finde wir bräuchten bessere Informatiklehrer, die den Begriff kennen. Und dann auch Blogs erstellen in der Schule lernen. Halt alles irgendwie verknüpfen. Den Schreibstil vom Bloggen, das Bloggen, das Web 2.0, Grundregeln und so weiter.

Yannick: Schreibstil vom Bloggen? Gibt es den? Hat nicht jeder Blogger seinen eigenen Stil?

Timo Heuer: Es gibt allgemeine Regeln, die ich damit meinte. Eine ganz wichtige ist sicher das Verlinken auf andere Blogs.

Yannick: Richtig, gerade das Verlinken ist ja ein wichtiger Faktor in der Blogosphäre. Trotzdem nochmal zum Schreibstil: Hast du einen bestimmten Schreibtstil, den du anwendest?

Timo Heuer: Gute Frage. Ich schreibe viel ironische Sachen. Oft sadistisch, zynisch und kafkaesk. Oft sind es auch einfach „Schnipsel“, die ich veröffentlichte, also einfach mal ein Interview oder so.

Yannick: Also einfach aus dem Bauch herraus?

Timo Heuer: Genau. Leider gibt es da auch manchmal den Nachteil, dass ich damit ins Fettnäpfchen trete, denn mein Humor wird nicht sehr oft geteilt.

Yannick: Ist das denn so wichtig? Wenn jeder der selben Meinung wäre, wäre es doch auch langweilig, oder?

Timo Heuer: Stimmt. Nur manchmal sollte ich mich mit meinen Äußerungen zurückhalten.

Yannick Eckl: Okay, wenn du meinst. Auf deinem Blog bin ich außerdem auf deinen Berufswunsch, Journalist, gestoßen. Auch für mich ist dieser Beruf sehr interessant – doch wird oft gesagt, dass sich der Journalismus, in Form von Zeitungen, fundamental ändern müsste, um gegen die Blogs zu bestehen.

Timo Heuer: Guten Journalismus wie ihn die Zeit oder der Spiegel betreibt wird es meines Erachtens immer geben, egal wie populär Blogs werden. Doch ob es in 20 Jahren noch Zeitungen gibt, darauf weiß nicht einmal der New York Times-Chef eine Antwort…

Yannick Eckl: Der Journalismus steht also in den Sternen.

Yannick Eckl: Ich bedanke mich für dieses Interview! Abschließend vielleicht eine Botschaft an alle Nicht-Blogger?

Timo Heuer: Erstellt euch einen Blog.

Yannick Eckl: Das nenn ich mal eine Ansage! Nochmals danke, hat mir Spaß gemacht. Happy Blogging!

Timo Heuer: Danke, mir auch!

Der Blog von Timo Heuer

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